Drei Kapitel aus dem Leben eines siegreichen Revolutionärs
Uraufführung: 18.3.1981
Urlesung: 1958
Städtische Bühnen Mainz
Das Theaterstück 'Der Mann auf dem Sockel' ist ein Stück um, in und vor der Macht. Es ist eine Parabel in des Begriffs wohlverstandenem Sinne: Es erzählt einen Vorgang, eine Geschichte, die über die Geschichte hinaus etwas sagen will. Hier will es die Macht zeigen, ihre Handhabung, die Folgen dieser Handhabungen, wenn sie sich durch unabwendbare Abläufe verselbständigt und die Machthaber unter ihre eigenen Gesetze zwingt.
Bei Szenenbeginn steht eine militante Revolutionsbewegung vor ihrem Sieg über die bisherigen Machthaber. Es geht dabei nicht darum, welche ideologische Einfärbung die einander bekämpfenden Parteien haben. Der gegebene Tatbestand des Machtwechsels allein ist wich- tig. (..)
Auch bei Beginn dieses Theaterstückes sieht es so aus, als ob alles seinen üblichen geschichtlichen Regelgang ginge. Aber es passiert eine Panne, die den Fortgang stört und zu Demaskierungen führt, und die Beziehung zwischen Macht und machthabern offenbart, zumindest jedoch zeitweise durchsichtig macht.
Die Macht hat seine eigenen Regeln, Mißtrauen und Verrat stehen ihr nahe. Wer die Macht hat, muß ständig fürchten, sie an andere, an Hungrige, an andere Macht-hungrige wieder zu verlieren. Und so beginnt auch in der scheinbar etablierten Macht, die Revolution - oder auch Macht - ihre Kinder zu fressen (...)
Joachim Tettenborn in Heft 20 der Städtischen Bühnen Mainz, Spielzeit 1980/81.
Leider sind keine Angaben zu den Personen auf den Szenenfotos vorhanden.
Welche Bühne wird das Stück jetzt starten? fragte 'Die Welt' im Juli 1958 nach einer szenischen Lesung von Joachim Tettenborns Revolutionsstück 'Der Mann auf dem Sockel' in der Oberhausener Studiobühne. Blättert man in den Kritiken zu der Lesung - von "bezwingend guten Dialogpassagen" ist da die Rede, von einem "grimmigen jungen Autor", der "etwas zu sagen hat" - so gewinnt man den Eindruck, der Erfolg sei fast vorprogrammiert gewesen. (...)
Doch das Werk kam nicht auf die Bühne - nach der Lesung verschwand es in der Versenkung und wurde erst rund 23 Jahre später im Großen Haus in Mainz uraufgeführt. (...)
Auf Betreiben eines Freundes von Tettenborn kam es 1958 zu der eingangs erwähnten szenischen Lesung in Oberhausen, allerdings ohne Tettenborns Wissen, der von der Veranstaltung erst aus der Presse erfuhr. Trotz des positiven Echos hielt er das Stück in seiner damaligen Form nicht für aufführungsreif. Wieder hinterten ihn andere Pflichten und Projekte daran, dem Rohentwurf den letzten Schliff zu geben. So blieb das Stück dann in der Schublade liegen. (...)
Jens Feddersens (Artikel nachfolgend im Original )
Der zitierte Artikel aus der WELT hier zum Nachlesen.
Bilder vom Premierenempfang in Mainz
Aufführungsrechte: Erben Tettenborn